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Kloster Goseck im Mittelalter
Goseck gehört zu den ältesten Klostergründungen des
Adels im östlichen Sachsen und ist ein Monument des christlichen
Selbstverständnisses sowie des Machtanspruches einer der bedeutendsten
sächsisch-thüringischen Adelssippen des 10./11. Jh. Neben der Burgkappelle
St. Simeon wurde zwischen 1041 und 1046 zunächst der Ostteil der
Klosterkirche und bis 1053 der Gesamtbau errichtet. Beide Weihen erfolgten
nicht durch den Diözesan, sondern durch ein Mitglied der Gründerfamilie,
Erzbischof Adalbert von Bremen. Trotz zeitweiliger Krisen dürfte das
Klosterleben im 11. und 12. Jh. seinen geregelten Gang genommen haben. Die
Gosecker Chronik (nach 1157) bildet die wichtigste Quelle dazu. Den
Abschluss der älteren Blütezeiten bilden vielleicht Neubauarbeiten an der
Westturmfassade der Abteikirche.
Im Laufe des 13. Jh. gerieten die meisten Benediktinerklöster in schwere
Bedrängnis. Krisen im Klosterleben und in der klösterlichen Wirtschaft
prägen im Allgemeinen nahezu das gesamte Spätmittelalter. Mutmaßlich war
dies auch in Goseck der Fall. Allerdings sind die schriftlichen Quellen
dazu bisher nicht wissenschaftlich aufgearbeitet. Verlässliche Aufschlüsse
können ergänzend archäologische Untersuchungen erbringen. Im Jahre 1493
wurde das nur noch wenige Mönche beherbergende Kloster der Bursfelder
Kongregation angeschlossen, der wichtigsten Reformbewegung des
benediktinischen Mönchtums im ausgehenden Mittelalter und der frühen
Neuzeit.
Ein Portal von 1519 bezeugt Baumaßnahmen am Kloster. Insgesamt ist das
Spätmittelalter in Goseck bisher jedoch in weitgehendes Dunkel gehüllt.
Trotz Durchführung der Klosterreform stellte eine von Herzog Georg von
Sachsen als Landesherrn angeordnete Visitation fest, es sei „nichts als
Fressen und Saufen“ in dem von 5 Priestermönchen, 1 Laienbruder und 20
Personen Gesinde bewohnten Kloster. Die Wirtschaft sei in Unordnung. 1545
erfolgte die erste Belehnung an sächsische Beamte. Damit war die
protestantische Reformation endgültig in Goseck eingezogen, das Kloster
hatte nach 400 Jahren aufgehört zu bestehen.
Von der mittelalterlichen Kirche ist wenig mehr als der monumentale
frühromanische Ostteil und der Südwestturm erhalten geblieben. Die in
wenigen Jahren errichtete Großkirche dokumentiert die Finanzkraft der
Erbauer. Das Kloster war wohl relativ reich ausgestattet worden. Ohne
intensive Bauuntersuchungen und archäologische Ausgrabungen ist weder die
Baugeschichte der Klosterkirche, noch die Lage der Klausur und der vielen
anderen anzunehmenden Klosterbauten, noch die ältere Struktur der Gosecker
Grafenburg oder die Entwicklung des neuzeitlichen Schlosses zu klären.
Zudem können archäologische Befunde und Funde wichtige Beiträge zur
ehemaligen Lebenswelt erbringen. Die Rechts- und Besitzverhältnisse nach
dem Aussterben der Grafenfamilie Mitte des 12. Jh. sind derzeit unklar.
Wahrscheinlich usurpierten die mächtigen thüringischen Landgrafen das
Kloster. Nach deren Aussterben 1247 übernahmen die Wettiner einen großen
Teil des Erbes, darunter wohl
Goseck.
Einige durch den anzunehmenden Rückgang der Zahl der Mönche und den
Niedergang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit seit dem 13.Jh. nicht
oder nicht mehr in vollem Umfang und in ihrer ehemaligen Funktion
benötigte Bauten, wie etwa die Klausur, mögen zunehmend in Verfall geraten
sein. Die Plünderung im Schmalkaldischen Krieg zwischen den
protestantischen und den katholischen Reichsständen (1547) mag weiterhin
zur Schädigung der mittelalterlichen Bauten beigetragen haben. Vor allem
in der ersten Hälfte des 17. Jh. erfolgten umfangreiche Neubaumaßnahmen,
die das Erscheinungsbild des heutigen Schlosses prägen. Die ursprüngliche
Vierflügelanlage mit dem integrierten Ostteil der ehemaligen Klosterkirche
wurde im 19. Jh. vor allem durch den Abbruch des Südflügels erheblich
verändert. |
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