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      11.5.2008  
         
      Altgrabungen    
        Glashütte am Lakenteich    
         
         
         
         
         
             
        WALDGLASHÜTTE "AM LAKENTEICH"


Das Weserbergland gehörte seit etwa 1200 - 1850 zu den wichtigsten Herstellungsgebieten von Glas in Europa. Grundlage waren die großen Holzvorräte, reine Sande, Gewässer und die gute Verkehrslage. Aus Holzasche und Sand wurden bei etwa 1200-1300° Gefäße und Fensterglas erstmals in nachrömischer Zeit als Massenartikel erschmolzen und seit dem 17. Jh. weltweit verhandelt.


Die Glasmacher bildeten eine starke, weitgehend abgeschlossene soziale Gruppe von Unternehmern und Hilfskräften, die ihre Betriebsgeheimnisse hüteten. Ihr Umgang mit dem unendlich bildsamen, aber auch hochempfindlichem Werkstoff Glas bleibt in vieler Hinsicht faszinierend. Der vielseitige Hüttenbetrieb im einsamen Walde schließt Aspekte der Ökologie, der Forst- und Holzwirtschaft, der Landesverwaltung ebenso ein, wie frühe Industrialisierung, regionale und internationale Verflechtung von Handel und Gewerbe, Bauen, Wohnen, Leben und Arbeiten.
Selbst in massenhaft hergestellten Gebrauchsgefäßen entbehrt die Glasmacherei nicht schöpferischer, spielerischer, individueller, künstlerischer Ambitionen.
Die Hütte am Lakenteich arbeitete von ca. 1659-1690 (Meister Franz Seidensticker) in wirtschaftlich schwierigen Zeiten des Umbruchs vom patriarchalischen Handwerksbetrieb zur in neue Formen des globalen Vertriebs eingebundenen Manufaktur.
 


Ziel der Grabungen ist es erstmals im Solling die Betriebsstruktur einer Glashütte archäologisch zu erforschen. Im Blickpunkt stehen dabei besonders die Öfen und die Werkshalle, aber auch die Produkte und das Leben und Arbeiten der Glasmacher. Vermutlich stellte man Fensterglas und Gefäße überwiegend aus leicht grünlichem Glas her, daneben vielleicht auch Farbglas und entfärbtes Glas, dem auf dem Sektor des Tischgeschirrs und der Spiegel die Zukunft gehörte. Die Formenwelt steht auf der Schwelle zwischen Renaissance und Barock.
Wir sind auf die Ergebnisse unseren Forschungen sehr gespannt, die gefördert werden im Rahmen des EU-Projektes LEADER+ Erlebnis Kulturgeschichte - Kulturhistorisches Sollingprojekt in Kooperation zwischen dem Seminar für Ur- und Frühgeschichte, dem Ökologiezentrum der Universität Kiel (Prof. Dr. H.-R. Bork), dem Staatlichen FA Dassel, der Stadt Uslar und dem Landreis Northeim sowie dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.


Prof. Dr. H.-G. Stephan