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Lehr- und Forschungsgrabung Goseck
Die Stammburg der Grafen von Goseck –
Pfalzgrafen von Sachsen
Das Mündungsgebiet von Unstrut und Saale spielte aus
verkehrsgeographischen Gründen und als Gunstraum agrarischer Besiedlung
seit prähistorischer Zeit eine herausragende Rolle.
Der Adel wohnte im 8.-10./11. Jh. in der Regel auf Höfen in Dörfern. In
der zeitweise hart umkämpften Grenzregion von Slawen und
Sachsen/Thüringern entstand in der Karolingerzeit im Hassegau ein in
Mitteleuropa einzigartig dichtes Netz von Befestigungen des fränkischen
Königs, dazu gehört Goseck. In ottonischer Zeit wurde die Burg zur
frühen Residenz einer bedeutenden Adelsfamilie, der Grafen von Goseck.
Diese hatten zeitweise das vornehmste Amt in Sachsen nach dem Herzog
inne, die Würde des Pfalzgrafen, der die umfangreichen Güter des Königs
in diesem Stammesbereich mit zu betreuen hatte.
Die Anfänge der meisten bedeutenden Adelsgeschlechter verschwimmen im
Dunkel der spärlichen früh- und hochmittelalterlichen Überlieferung. Die
Wettiner und die Gosecker gehen wahrscheinlich auf den gleichen Stamm
zurück. Vielleicht sind die Wettiner die namentlich nicht genannten
Verwandten, deren Besitzrechte im Westteil der Burg (Oberburg, heutige
Vorburg ?) bei der Klostergründung 1041 zu berücksichtigen waren.
Genealogie – bedeutende
Adelsfamilien an der Saale
Durch Heiraten knüpften die Ludowinger, die späteren Landgrafen von
Thüringen und Grafen von Hessen, verwandtschaftliche Beziehungen zu den
Goseckern und den wettinischen Markgrafen. Die später hinzugewonnene
Pfalzgrafenwürde könnte für die an der Saale ursprünglich nicht
heimischen und wenig Eigenbesitz innehabenden Ludowinger Ursache für
eine Förderung des Klosters Goseck als traditionsstiftendem vornehmen
Ort der Vergangenheit in der Zeit um 1200 gewesen sein. Der bedeutendste
Spross des Hauses Goseck war Erzbischof Adalbert von Bremen (1043-1072),
Vormund und damit Reichsregent für den späteren Kaiser Heinrich IV., ein
stolzer und herrschsüchtiger Kirchenmann und Politiker.
Kloster Goseck im Mittelalter
Goseck gehört zu den ältesten
Klostergründungen des Adels im östlichen Sachsen und ist ein Monument
des christlichen Selbstverständnisses sowie des Machtanspruches einer
der bedeutendsten sächsisch-thüringischen Adelssippen des 10./11. Jh.
Neben der Burgkappelle St. Simeon wurde zwischen 1041 und 1046 zunächst
der Ostteil der Klosterkirche und bis 1053 der Gesamtbau errichtet.
Beide Weihen erfolgten nicht durch den Diözesan, sondern durch ein
Mitglied der Gründerfamilie, Erzbischof Adalbert von Bremen. Trotz
zeitweiliger Krisen dürfte das Klosterleben im 11. und 12. Jh. seinen
geregelten Gang genommen haben. Die Gosecker Chronik (nach 1157) bildet
die wichtigste Quelle dazu. Den Abschluss der älteren Blütezeiten bilden
vielleicht Neubauarbeiten an der Westturmfassade der Abteikirche.
Im Laufe des 13. Jh. gerieten die meisten Benediktinerklöster in schwere
Bedrängnis. Krisen im Klosterleben und in der klösterlichen Wirtschaft
prägen im Allgemeinen nahezu das gesamte Spätmittelalter. Mutmaßlich war
dies auch in Goseck der Fall. Allerdings sind die schriftlichen Quellen
dazu bisher nicht wissenschaftlich aufgearbeitet. Verlässliche
Aufschlüsse können ergänzend archäologische Untersuchungen erbringen. Im
Jahre 1493 wurde das nur noch wenige Mönche beherbergende Kloster der
Bursfelder Kongregation angeschlossen, der wichtigsten Reformbewegung
des benediktinischen Mönchtums im ausgehenden Mittelalter und der frühen
Neuzeit.
Ein Portal von 1519 bezeugt Baumaßnahmen am Kloster. Insgesamt ist das
Spätmittelalter in Goseck bisher jedoch in weitgehendes Dunkel gehüllt.
Trotz Durchführung der Klosterreform stellte eine von Herzog Georg von
Sachsen als Landesherrn angeordnete Visitation fest, es sei „nichts als
Fressen und Saufen“ in dem von 5 Priestermönchen, 1 Laienbruder und 20
Personen Gesinde bewohnten Kloster. Die Wirtschaft sei in Unordnung.
1545 erfolgte die erste Belehnung an sächsische Beamte. Damit war die
protestantische Reformation endgültig in Goseck eingezogen, das Kloster
hatte nach 400 Jahren aufgehört zu bestehen.
Von der mittelalterlichen Kirche ist wenig mehr als der monumentale
frühromanische Ostteil und der Südwestturm erhalten geblieben. Die in
wenigen Jahren errichtete Großkirche dokumentiert die Finanzkraft der
Erbauer. Das Kloster war wohl relativ reich ausgestattet worden. Ohne
intensive Bauuntersuchungen und archäologische Ausgrabungen ist weder
die Baugeschichte der Klosterkirche, noch die Lage der Klausur und der
vielen anderen anzunehmenden Klosterbauten, noch die ältere Struktur der
Gosecker Grafenburg oder die Entwicklung des neuzeitlichen Schlosses zu
klären. Zudem können archäologische Befunde und Funde wichtige Beiträge
zur ehemaligen Lebenswelt erbringen. Die Rechts- und Besitzverhältnisse
nach dem Aussterben der Grafenfamilie Mitte des 12. Jh. sind derzeit
unklar. Wahrscheinlich usurpierten die mächtigen thüringischen
Landgrafen das Kloster. Nach deren Aussterben 1247 übernahmen die
Wettiner einen großen Teil des Erbes, darunter wohl
Goseck.
Einige durch den anzunehmenden Rückgang der Zahl der Mönche und den
Niedergang der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit seit dem 13.Jh. nicht
oder nicht mehr in vollem Umfang und in ihrer ehemaligen Funktion
benötigte Bauten, wie etwa die Klausur, mögen zunehmend in Verfall
geraten sein. Die Plünderung im Schmalkaldischen Krieg zwischen den
protestantischen und den katholischen Reichsständen (1547) mag weiterhin
zur Schädigung der mittelalterlichen Bauten beigetragen haben. Vor allem
in der ersten Hälfte des 17. Jh. erfolgten umfangreiche Neubaumaßnahmen,
die das Erscheinungsbild des heutigen Schlosses prägen. Die
ursprüngliche Vierflügelanlage mit dem integrierten Ostteil der
ehemaligen Klosterkirche wurde im 19. Jh. vor allem durch den Abbruch
des Südflügels erheblich verändert.
Quellen & Chroniken
Diese Seite ist für alle, die
sich näher mit Goseck befassen wollen. Ältere Bücher dürfen ja per
Internet verbreitet werden. Hier eine Auswahl zum Download.
Die
älteste Chronik Gosecks
stammt von einem unbekannten Mönch aus dem Gosecker Kloster und wird
aktuell neu übersetzt & interpretiert. Ich hoffe sie bald einstellen zu
können.
Die nächste Chronik ist
von Martinus Schamelius von
1731. Im Augenblick ist er noch der einzige wirkliche Historiker, der
sich je so umfassend mit Goseck beschäftigt hat. Vielleicht regen unsere
archäologischen Forschungen heute Historiker oder solche die welche
werden wollen, dieses Thema wieder neu zu bearbeiten.
Hier zum
Download gefunden bei GoogleBooks.
Immer wieder zitiert wird auch Karl August Gottlieb Sturm,
ein Dorflehrer aus Goseck. Seine Chronik ist von 1844. Neben dem eher
lebendig geschriebenen Textteil sind auch einige Stiche aufschlussreich,
wenn auch einige in Details nicht ganz der Realität entsprechen können.
Hier zum
Download bereitgestellt von Kathrin
Wrobel, die aktuell ihre Masterarbeit zur Gosecker Kirche schreibt.
weitere Texte folgen...
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